Karl-Heinz Pfau sammelt leidenschaftlich Automaten. Seine amerikanische Jukebox (links) aus dem Jahr 1962 funktioniert immer noch. Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder-Bote

Karl-Heinz Pfau aus Busenweiler sammelt leidenschaftlich Automaten / Ausstellung bei der 650-Jahrfeier

Von Marzell Steinmetz

Dornhan-Busenweiler. "Let’s dance" dröhnt es aus der Musikbox. Karl-Heinz Pfau drückt auf die Tasten und wählt "Liebe kleine Schwarzwaldmarie". Der Automat lässt sich etwas Zeit, bis er die richtige Schallplatte gefunden hat. Gitte singt, dass sie einen Cowboy als Mann will. Mit "Grüezi wohl, Frau Stirnimaa" hat Pfau auch ein Begrüßungslied für die Schweizer, die am Wochenende zur 650-Jahrfeier nach Busenweiler kommen, in der Box. Von Rock und Twist bis zu Schlagern und Volksmusik ist die Auswahl an Titeln groß und für jeden Geschmack etwas dabei. Pfau besitzt 2000 Single-Schallplatten aus der Zeit der 1960er- bis 1970er-Jahre, mit denen er seine Jukebox bestücken kann.

Der Automat, Baujahr 1962, ist ein Nostalgiestück. In den Lokalen wurden in der Nachkriegszeit solche Geräte aufgestellt. Wer ein Lied hören wollte, warf 20 Pfennig ein. Fünf Lieder kosteten eine Mark.

Im Alter von 18 Jahren begann der heute 56-jährige Karl-Heinz Pfau aus Busenweiler damit, Musikautomaten zu sammeln. Heute hat er etwa 15 Stück davon, und weitere 30 Flipperautomaten. Damit ist in den 1970er-Jahren begeistert gespielt worden. "Heute lacht man darüber", sagt Pfau, "für meine Kinder sind im Computerzeitalter die Automaten uninteressant" Er hat noch andere Geräte zum Spielen: beispielsweise einen Fußballautomaten. Ein Ball, der unberechenbare Wege nimmt, muss vom Torwart gefangen werden. Pfau probiert es selbst, hat aber wenig Glück. Bei 19 aufgefangenen Bällen hätte er eine Medaille bekommen.

Ihn selber fasziniert weniger das Spielen, sondern die Technik. Seine amerikanische Jukebox ist mit einem Panoramafenster ausgestattet. So kann man sehen, wie die angewählte Schallplatte automatisch geholt und aufgelegt wird. Die Musikbox ist allerdings reparaturanfällig. Pfau, ein gelernter Industriemechaniker, ist jedoch ein passionierter Bastler. Wenn er zwischen einem funktionierenden und einem kaputten Automaten wählen kann, nimmt er den defekten. Für ihn ist es ein Erfolgsergebnis, wenn er das Gerät wieder zum Funktionieren bringen und damit für die "Nachwelt" erhalten kann.

Die ersten Waren-Automaten kamen um 1900 in Großstädten wie Berlin und München auf. Rund um die Uhr konnten sich die Leute dort Zigaretten oder Schokolade herauslassen. Pfaus ältestes Sammlerstück ist ein Zigarrenautomat etwa aus dem Jahr 1930. Für zehn Reichspfennig gab es zwei Stumpen.

In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten die Automaten einen regelrechten Boom. Kinderaugen leuchteten vor den Kaugummikästen, im Wurstautomaten lockte den Hungrigen die Salami, für zehn Pfennig konnten mit einem Hebel Kaffeebohnen gemahlen werden. Andere Automaten enthielten Briefmarken, Kölnisch Wasser oder Postkarten, und auf der Wirtshaustheke standen Nussglocken.

Bei der 650-Jahrfeier in Busenweiler am Samstag (ab 15 Uhr) und am Sonntag (ab 10.30 Uhr) stellt Karl-Heinz Pfau seine Automatensammlung im Erdgeschoss des ehemaligen Rathauses in der Ortsmitte aus. Wenn die 1960er- und 1970er- Jahre wieder aufleben, darf man in Nostalgie schwelgen.